The Project Gutenberg EBook of Vom This, der doch etwas wird, by Johanna Spyri Copyright laws are changing all over the world. Be sure to check the copyright laws for your country before downloading or redistributing this or any other Project Gutenberg eBook. This header should be the first thing seen when viewing this Project Gutenberg file. Please do not remove it. Do not change or edit the header without written permission. Please read the "legal small print," and other information about the eBook and Project Gutenberg at the bottom of this file. Included is important information about your specific rights and restrictions in how the file may be used. 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This book content was graciously contributed by the Gutenberg Projekt-DE. That project is reachable at the web site http://gutenberg.spiegel.de/. Dieses Buch wurde uns freundlicherweise vom "Gutenberg Projekt-DE" zur Verfuegung gestellt. Das Projekt ist unter der Internet-Adresse http://gutenberg.spiegel.de/ erreichbar. Vom This, der doch etwas wird Erzaehlung Johanna Spyri 1. Kapitel Alle gegen einen Wenn man den Seelisberg von der Rueckseite her besteigt, kommt man auf eine frische, gruene Wiese. Man bekommt fast Lust, sich dort unter die friedlich weidenden Tiere zu mischen und auch einmal ein wenig von dem schoenen, weichen Gras zu kosten. Die sauberen, wohlgenaehrten Kuehe ziehen lieblich laeutend immer hin und her. Denn jede traegt am Hals ihre Glocke, damit man immer hoert, wo sie ist. So kann sich keine Kuh unbemerkt dorthin verlaufen, wo die von Straeuchern bedeckte Felswand liegt, ueber die sie hinunterstuerzen koennte. Es ist ausserdem ein ganzes Rudel Buben dort, die schon acht geben koennen. Aber die Glocken sind doch notwendig und toenen so freundlich hin und her, dass keiner sie entbehren moechte. Am Bergabhang stehen hie und da vereinzelt die kleinen, hoelzernen Haeuser, und nicht selten rauscht daneben ein schaeumender Bach ins Tal hinab. 'Am Berghang' heisst es hier oben und mit Recht, denn nicht eines der Haeuschen steht auf ebenem Boden. Es ist, als waeren sie irgendwie an den Berg hingeworfen worden und da haengengeblieben. Man begreift gar nicht, wie sie da oben an den Hang hingebaut werden konnten. Vom Weg unten sehen sie alle gleich nett und freundlich aus mit den offenen Galerien und der kleinen, hoelzernen Treppe am Haus. Steigt man aber hinauf und kommt in ihre Naehe, so sieht man, dass ein grosser Unterschied zwischen ihnen ist. Gleich die zwei ersten am Hang sehen in der Naehe ganz verschieden aus. Sie stehen nicht weit voneinander, und zwischen ihnen stuerzt der groesste Bergbach der Gegend, der schaeumende Schwemmebach, hinunter. Am ersten Haeuschen blieben auch an den schoensten Sommertagen alle die kleinen Fenster immer fest geschlossen, und die einzige Luft, die hineindrang, kam durch die Loecher der zerbrochenen Scheiben. Das war aber nicht viel, denn die Loecher waren wieder mit Papier verklebt, damit man im Winter drinnen nicht frieren musste. An dem hoelzernen Treppchen waren die Stufen alle halb abgebrochen. Und die Galerie war so zerfallen, dass es ein Wunder war, dass alle die kleinen Kinder, die da herumrutschten und stolperten, nicht Arme und Beine brachen. Sie hatten jedoch alle gesunde Glieder, aber recht unsaubere. Die Kinder waren alle mit Schmutz ueberdeckt, und ihre Haare hatten noch nie einen Kamm gesehen. Vier dieser kleinen Schlingel krochen den Tag ueber da herum, und am Abend kamen vier groessere Kinder dazu. Drei kraeftige Buben und ein Maedchen, die auch nicht besonders sauber und ordentlich aussahen, aber doch ein wenig besser als die Kleinen. Denn sie konnten sich doch schon selbst waschen. Das Haeuschen ueber dem Bach drueben hatte einen ganz anderen Charakter. Da sah es schon unten vor der kleinen Treppe so sauber und aufgeraeumt aus, als sei der Erdboden ein ganz anderer als dort drueben. Die Stufen sahen immer so aus, als waeren sie eben gescheuert worden. Und oben auf der Galerie standen drei schoene Nelkenstoecke und dufteten den ganzen Sommer lang ins Fenster hinein. Eines von den kleinen, hellen Fenstern stand offen und liess die schoene, sonnige Bergluft herein. Dort konnte man meistens eine noch kraeftig aussehende Frau sitzen sehen, mit schoenem, weissem Haar, das sie sehr ordentlich unter das schwarze Haeubchen zurueckgestrichen hatte. Sie flickte gewoehnlich an einem Maennerhemd aus grobem, festem Stoff, das aber immer sauber gewaschen war. Die Frau selbst sah auch in ihrem einfachen Gewand so adrett und reinlich aus, als waere noch nie etwas Unsauberes an sie herangekommen. Es war Frau Vizenze, die Mutter des jungen Sennen, des froehlichen Franz Anton mit den kraeftigen Armen. Der machte den Sommer ueber in der oberen Sennhuette seine Kaese, und erst im Spaetherbst zog er wieder zur Mutter herunter, um den Winter bei ihr zu verbringen. Denn dann butterte er in der unteren Sennhuette, die ganz nahe lag. Da ueber den reissenden Schwemmebach kein Steg fuehrte, waren die zwei Haeuschen ganz getrennt. Und Frau Vizenze kannte Leute, die viel weiter weg wohnten, besser, als diese Nachbarn ueber dem Bach, zu denen sie nur etwa einmal am Tag stumm hinueberschaute. Gewoehnlich schuettelte sie dann in bedenklicher Weise den Kopf, wenn sie die schwarzen Gesichter und schmutzigen Fetzen drueben an den Kindern sah. Sie schaute aber nicht oft hinueber, denn der Anblick gefiel ihr nicht. Lieber betrachtete sie, wenn das Feierabendstuendchen kam, ihre roten Nelken auf der Galerie oder sie schaute ueber den gruenen, sonnigen Abhang hinunter, der vor ihrem Haeuschen zum Tal hinabstieg. Die verwilderten Kinder ueber dem Bach gehoerten dem Haelmli-Sepp, wie er genannt wurde, der seine Arbeit ausser Haus beim Holzfaellen oder Heumachen suchte. Ausserdem trug er auch Lasten den Berg hinauf. So war er meistens unten im Tal oder auf den Wegen in der Umgebung. Die Frau hatte genug daheim zu tun. Aber sie schien anzunehmen, so viele kleine Kinder koenne man nicht in Ordnung halten, und spaeter wuerde es dann von selbst besser. So liess sie alles gehn, wie es ging. Und in der schoenen, reinen Luft blieben sie auch alle gesund und munter und liessen sich's, auf dem Grasboden herumrutschend und krabbelnd, wohl sein. Zur Sommerzeit waren die vier Groesseren den ganzen Tag draussen, um die Kuehe zu hueten. Denn da geht es nicht zu wie auf den Hochalmen, wo die ganze Herde zusammen weidet und nur von einem oder zwei Hirten bewacht wird. Die Leute vom Berghang schickten ihre Kuehe auf das umliegende Weideland hinaus und mussten sie hueten lassen. Das ist immer eine lustige Zeit fuer die Buben und Maedchen, die sich dort zu jeder Tageszeit zusammenfinden und allerlei froehliche Sachen miteinander unternehmen. Manchmal waren die Kinder auch weiter unten im Tal bei der Kartoffelernte, oder sie verrichteten andere leichtere Arbeiten auf den Feldern. So verdienten sie dann den ganzen Sommer ueber ihren Unterhalt und brachten noch manches Geldstueck nach Hause, das die Mutter gut brauchen konnte. Sie hatte ja immer noch die vier Kleinen zu ernaehren und fuer alle acht die Kleider zu beschaffen. Wenn diese auch noch so einfach waren, ein Hemdlein musste doch jedes haben und die vier Grossen noch ein Stueck dazu. Eine Kuh hatte der Haelmli-Sepp auch nicht, wie fast alle Bauern um ihn herum eine besassen, wenn sie auch noch so wenig Land dazu hatten. Haelmli-Sepp hiess der Mann deshalb, weil die Halme auf seinem Besitztum nicht dick genug waren, um eine Kuh zu erhalten. Er hatte nur eine Geiss und ein Stueck Kartoffelland, damit musste die Frau mit den vier Kleinen den Sommer ueber auskommen und auch hier und da noch eines der Groesseren speisen, wenn es draussen keine Arbeit fand. Der Vater kam im Winter wohl dann und wann heim, aber er brachte wenig mit, denn sein Haeuschen und Acker waren so verschuldet, dass er das ganze Jahr ueber etwas abzuzahlen hatte. Sobald er nur wieder ein wenig Lohn behalten konnte, kam einer, dem er etwas schuldig war und nahm ihm weg, soviel er fand. So musste die Frau mit den Kindern oft hungern. Sie selbst konnte keine Ordnung im Haus halten, und die Arbeit ging ihr nie so recht von der Hand. Sie konnte auch manchmal eine ganze Zeitlang auf der verfallenen, kleinen Galerie stehenbleiben. Anstatt zu arbeiten, schaute sie ueber den Bach zu dem schmucken Haeuschen der Sennerin hinueber, dessen Scheiben in der Sonne glaenzten. Dann sagte sie aergerlich vor sich hin: "Ja, die dort kann schon putzen und alles sauberhalten, die hat sonst nichts zu tun, aber unsereiner." Dann ging sie wieder aergerlich in die dumpfe, trostlose Stube zurueck, und an dem, der ihr zuerst in den Weg kam, liess sie den Aerger aus. Das traf nun meistens einen Buben von zehn oder elf Jahren, der nicht ihr eigener war, aber schon seit seiner Geburt im Haeuschen vom Haelmli-Sepp wohnte. Dieser kleine Bursche, von jedermann nur 'der dumme This' genannt, sah so mager und duerftig aus, dass man ihn kaum fuer achtjaehrig gehalten haette. Er schaute auch so scheu und verschuechtert drein, dass niemand wusste, wie der This eigentlich aussah, denn er blickte immer furchtsam auf den Boden, wenn man zu ihm sprach. This hatte nie eine Mutter gekannt. Sie war gestorben, als er kaum zwei Jahre alt war. Sein Vater war nicht viel spaeter ueber die Felsen in die Tiefe gestuerzt, als er vom Heuholen in den Bergen herunterkam und den Weg abkuerzen wollte. Seit dem Sturz war er lahm und konnte nichts mehr tun, als kleine Matten zusammenflechten, die er in dem grossen Gasthof oben auf dem Seelisberg verkaufte. Der kleine This hatte seinen Vater nie anders gesehen, als auf einem Schemel sitzend, eine Strohmatte auf den Knien. Alle Leute hatten ihn den lahmen Matthis genannt. Schon seit sechs Jahren war er tot, und da er im Haeuschen vom Haelmli-Sepp eine kleine Kammer als Schlafstaette mit seinem Bueblein gemietet hatte, blieb dieser nach des Vaters Tod gleich an demselben Ort. Das wenige Geld, das fuer den kleinen This von der Gemeinde bezahlt wurde, war der Frau des Haelmli-Sepp sehr erwuenscht. Und in die Kammer konnte sie nun noch zwei von ihren Buben stecken, fuer die schon lange fast kein Platz zum Schlafen mehr da war. Der kleine This war schon von Natur aus ein schuechternes und stilles Bueblein gewesen. Seinem Vater, der erst seine Frau verloren, dann das grosse Unglueck gehabt hatte, war aller Lebensmut vergangen. Und hatte er vor seinem Unglueck wenig geredet, so sagte er nun fast gar nichts mehr. So sass der kleine This ganze Tage lang neben seinem Vater, ohne ein Wort zu hoeren, und so lernte er auch lange keines sagen. Als er dann seinen Vater verloren hatte und nun ganz zu der Familie des Haelmli-Sepp gehoerte, da redete er fast gar nicht mehr, denn er wurde von jedem angefahren und hin und her gestossen, weil er sich nie wehrte. Zu all den Pueffen, die er von den Kindern auszustehen hatte, kamen dann noch die boesen Worte der Frau, wenn sie den Aerger ueber das saubere Haeuschen der Sennerin drueben hatte. Der This wehrte sich aber nie, denn er hatte das Gefuehl, die ganze Welt sei gegen ihn, und so nutze doch alles nichts. Nach und nach wurde der Bub so scheu und verschuechtert, dass man glaubte, als merke er kaum, was um ihn her vorging. Und meistens gab er auch gar keine Antwort, wenn man ihn anrief. Er sah ueberhaupt immer so aus, als suche er nach einem Loch, wo er in die Erde hineinkriechen koennte, dass ihn keiner mehr faende. So war es gekommen, dass die vier Grossen vom Haelmli-Sepp, der Jopp, der Hans, der Ulli und Lisi das schon manchmal zu ihm gesagt hatten: "Du bist doch ein dummer This", und dass es die vier Kleinen auch nachsagten, sobald sie nur reden konnten. Da sich der This niemals dagegen wehrte, so hatten nach und nach alle Leute angenommen, es werde wohl so sein, und er wurde weit und breit nur noch 'der dumme This' genannt. Es war auch so, als ob der This nicht arbeiten koennte, wie die andern es taten. Sollte er helfen, die Kuehe zu hueten, und war er mit all den anderen Buben zusammen, so suchte er gleich eine Hecke oder einen Busch auf, um sich dahinter zu verstecken. Da sass er meistens zitternd vor Furcht, denn er hoerte wohl, wie die anderen Buben ihn mit grossem Geschrei suchten, dass er bei den Spielen mitmachte, die sie spielen wollten. Diese Spiele endeten aber immer mit vielem Pruegeln, und das traf regelmaessig den This am staerksten, da er sich nicht wehrte und auch nicht wehren konnte gegen die viel Staerkeren. So verkroch er sich, sobald er konnte, und inzwischen liefen seine Kuehe, wohin sie wollten und frassen auf der Weide der Nachbarn. Das gab dann grossen Aerger, und jeder fand, der This sei zu dumm, um nur die Kuehe zu hueten, und keiner stellte ihn mehr an. Ebenso ging es bei den Arbeiten auf dem Feld, wenn die Buben zum Jaeten auf die Kartoffelfelder gehen sollten. Da warfen sie sich mit Vorliebe die Knollen der Kartoffelblueten an den Kopf, schon damit die Zeit etwas schneller vergehe. Und jeder gab dem anderen reichlich zurueck, was er empfangen hatte. Der This gab aber nichts zurueck, sondern scheu und furchtsam schaute er nach allen Seiten, von woher er getroffen werde. Das war gerade, was die anderen gern wollten. Und so flogen ihm unter vielem Lachen von allen Seiten die Knollen an den Ruecken und an den Kopf. Waehrend aber die anderen Zeit hatten, dazwischen zu arbeiten, versuchte der This nur immer auszuweichen und sich hinter den Kartoffelstauden zu verstecken. So war es auch mit dieser Arbeit nichts, und jung und alt waren sich einig, der This sei zu aller Arbeit zu dumm und aus dem This koenne nie etwas werden. Weil er nun gar nichts verdienen und ja auch nie etwas werden konnte, so wurde er auch von der Frau des Haelmli-Sepp demgemaess behandelt. Wenn schon die eigenen vier kleinen Kinder kaum genug zu essen hatten, so geschah es meistens, dass fuer den This gar nichts mehr uebrigblieb und es dann hiess: "Du wirst wohl etwas finden, du bist gross genug." Wie der This eigentlich ernaehrt wurde, wusste niemand, auch die Frau des Haelmli-Sepp nicht, aber irgendwie lebte er doch immer. Dem schmalen, mageren Buben gab schon hier und da eine gute Frau einen Brocken Brot oder eine Kartoffel, wenn er still an ihrer Tuer vorbeiging. Betteln ging der This aber nicht. Satt hatte er sich in seinem Leben noch nie gegessen. Aber das war ihm nicht so schrecklich wie die Verfolgungen und das Auslachen der Buben, vor denen er immer scheuer wurde und sich immer mehr versteckte. 2. Kapitel Bei der Schwemmebachsennhuette An einem lieblichen Sommerabend, als in der blauen, sonnigen Luft alle Muecken tanzten, trafen sich am Bergabhang alle Hueterbuben und--maedchen. Sie mussten heute etwas Besonderes zu verhandeln haben. Der Jopp, von allen der Groesste, war der Leiter der Versammlung. Und als alle nun auf einem Haufen beisammen waren, zeigte er an, dass man jetzt zur Schwemmebachsennhuette hinaufgehe, denn heute sei der Kaesfischtag. Nun muesse aber vor allem ausgemacht werden, wer dableiben und die Kuehe hueten solle, waehrend die anderen sich zu dem Festmahl begeben wuerden. Das war nun eine schwierige Frage, denn nicht ein einziger hatte Lust, sich fuer die anderen aufzuopfern und dazubleiben. Da kam der schlaue Uli auf den Gedanken, man koennte einmal den dummen This zwingen, auf die Kuehe acht zu geben. Und damit er's nicht vergesse, koennte man ihn im voraus ein wenig durchpruegeln. Der Vorschlag fand Anklang, und schon wollten mehrere von den Anfuehrern der Schar den This holen, als das Lisi mit lauter Stimme dazwischenrief: "Das ist gar nichts Gescheites, was der Uli erfunden hat. So bekommen wir nur alle den Lohn dafuer, wenn wir wieder zurueckkommen und die Kuehe sich verlaufen haben. Ihr werdet doch nicht glauben, dass der This, wenn er zu dumm ist, zwei Kuehe zu hueten, auf einmal zwanzig hueten kann. Man muss losen, und drei muessen bei den Kuehen bleiben, sonst ist's nichts." Lisis Erklaerung machte Eindruck, der neue Rat wurde angenommen. Drei aus der Schar wurden durch das Los zum Dableiben verurteilt, ausgerechnet der Uli war unter diesen drei. Murrend und knurrend kehrte er der siegreichen Schar den Ruecken und setzte sich auf den Boden neben seine beiden Leidensgenossen. Mit lautem Schreien und Jauchzen stuerzte nun die ganze Kinderschar den Berg hinauf, dem unvergleichlichen Genuss entgegen. Der Kaesfischtag wurde immer von Franz Anton den Buben angezeigt, die es nie unterliessen, ihn daran zu erinnern, wenn er es etwa vergessen sollte. Denn das war ein Hauptfest fuer sie. Das war der Tag, an dem der Franz Anton seine frischen Kaese rundum beschnitt, nachdem diese als weiche Masse in die runde, hoelzerne Form gepresst worden waren. Was nun zwischen dem pressenden Gewicht und der festen Form sich von der Masse herausdraengte, wurde abgeschnitten und war anzusehen wie eine lange, schneeweisse Wurst. Die wurde dann in viele Stuecke gebrochen und von dem freundlichen Sennen unter die Kinder verteilt. Das waren dann die sogenannten Kaesfische. Dieses Fest wiederholte sich den Sommer ueber alle vierzehn Tage und wurde jedesmal mit lautem Freudengeschrei begruesst. This hatte sich hinter dem grossen Distelbusch am Boden versteckt gehalten, waehrend die Verhandlung vor sich ging. Er gab keinen Ton von sich und blieb unbeweglich in derselben Stellung, bis er hoerte, dass die grosse Schar davonlief. Jetzt guckte er vorsichtig ein wenig hervor. Die drei grollenden Zurueckgebliebenen sassen am Boden und kehrten ihm den Ruecken zu. Die anderen waren schon ein gutes Stueck die Alm hinaufgekommen, ihr Rufen und Jubeln schallte lustig von der Hoehe hernieder. Den This erfasste ein unwiderstehliches Verlangen, auch an der Kaesfischfahrt teilzunehmen. Ganz behende schluepfte er hinter dem Busch hervor, und leise und leicht wie ein Wiesel glitt er hinter den drei Unzufriedenen vorbei und den Berg hinauf. Nach dem letzten steilen Hang kam eine kleine, glaenzend gruene Hochebene, da stand die Sennhuette. Und wenige Schritte davon entfernt rauschte der klare Schwemmebach nieder. Dort in der Tuer seiner Huette stand der Franz Anton mit seinem runden, freundlichen Gesicht. Er lachte ueber die vielen Spruenge, die jetzt die Buben und Maedchen in ihrem Eifer, zu dem ersehnten Genuss zu gelangen, auf allen Seiten machten. Jetzt waren sie alle bei der Huette und eines draengte das andere vorwaerts, um noch naeher dabei zu sein, wenn die Teilung beginnen wuerde. "Nur zahm, nur zahm", lachte jetzt der Franz Anton. "Wenn ihr alle in die Huette hineindraengt, so habe ich keinen Platz mehr zum Kaeseschneiden und ihr habt den Schaden." Jetzt nahm er sein festes Messer zur Hand und trat an den grossen, runden Kaese heran, den er schon vorher auf dem Tischchen zurecht gelegt hatte. Das Schneiden ging rasch vor sich. Dann kam er mit der langen, dicken, schneeweissen Schnur heran. Nun teilte er sie und reichte hier ein Stueck und da ein Stueck, oft ueber die Koepfe der Grossen weg den Kleinen, die nicht zu ihm vordringen konnten. Denn der Franz Anton war gerecht in seiner Teilung. This hatte ganz hinten gestanden, und wenn er ein wenig vordringen wollte, so bekam er da einen Stoss und dort einen und flog so von einer Seite zur anderen. Der Franz Anton sah ihn auch gar nicht, weil immer wieder ein Groesserer und Dickerer sich vor ihn draengte. Zuletzt bekam er einen so ungeheuren Stoss von dem breiten, nach allen Seiten schlagenden Jopp, dass er sich fast ueberschlagen haette. Die Teilung war auch schon fast zu Ende, und der This sah wohl, dass er zu keinem Stueckchen Kaesfisch gelangen konnte, so wollte er doch auch keine Schlaege mehr. Er ging ein paar Schritte weiter hinunter, wo die jungen Tannen standen und setzte sich auf den Boden zwischen den Baeumchen. Auf der hoechsten Krone des einen sass ein lustiger, kleiner Vogel und pfiff so froehlich in die helle, sonnige Luft hinauf, als gaebe es gar nichts anderes auf der Welt als blauen Himmel und Sonnenschein. Das machte dem This das Herz so froh, dass er fast das Leid vergass, das ihm eben geschehen war. Von Zeit zu Zeit musste er nach der Sennhuette hinueberschauen, denn das Laermen und Jauchzen, wenn immer einer dem anderen sein Stueck Kaesfisch wieder abgejagt hatte, nahm kein Ende. Dann sah er immer noch, wie jedes Kind mit einem groesseren oder kleineren Brocken der schoenen, weissen Masse dastand und mit Wonne hineinbiss. Er seufzte dann ein wenig und sagte leise: "Wenn ich nur auch einmal ein einziges Stuecklein bekaeme!" Der This hatte niemals von den herrlichen, weissen Kaesfischen gekostet, denn noch nie hatte er es gewagt, so weit wie heute in die Schar der Gluecklichen einzudringen. Jetzt hatte er gesehen, dass es ihm doch nichts half, wenn er auch allen Mut zusammenraffte. Und so kam er zu dem traurigen Schlussgedanken, dass er sein Leben lang nie einen Kaesfisch bekommen werde. Darueber wurde er so traurig, dass er nicht einmal den Vogel mehr hoerte und ganz zusammengeduckt unter den Tannenbaeumen sass. Jetzt war das Gastmahl bei der Huette zu Ende und mit schrecklichem Laerm stuerzten die Kinder daher, womoeglich immer einer ueber den anderen hinausspringend, was an dem steilen Hang mehr als einen zu Fall brachte. Den halb versteckten This entdeckte im Vorbeirennen der laermende Hans, und laut schrie er in das Gebuesch hinein: "Du Maulwurf, komm heraus, du musst mitmachen!" This verstand, was er mitzumachen hatte. Er musste sich als Bock hinstellen, damit die anderen ueber ihn springen konnten, wobei er dann meistens umgeworfen wurde. Er waere viel lieber in seinem stillen Versteck geblieben, aber er wusste wohl, was er zu erwarten hatte, wenn er dem Befehl nicht folgte. So kam er gehorsam heran. "Wie viele Kaesfische hast du bekommen?" schrie ihn jetzt der Hans an. "Keinen", gab This zurueck. "Oho, seht einmal den an", schrie der Hans noch lauter in die Schar hinein, "der laeuft schnell zu den Kaesfischen, und dann laeuft er wieder fort und hat keinen gesehen." "Du dummer This", rief es von allen Seiten, und zugleich sprangen ihm die grossen Buben ueber den Kopf weg, so dass er genug zu tun hatte, nur immer wieder auf die Fuesse zu kommen, wenn er umgeworfen worden war. Manchmal rollte er auch mit einer ganzen Schar Gestuerzter die Abhaenge hinunter, bis ein gluecklicher Zufall sie wieder alle auf die Fuesse brachte. Nach dieser stuermischen Niederfahrt unten angekommen, liefen gleich alle auseinander, jeder seinen Kuehen nach. Der This rannte auf eine andere Seite, weit von allen weg. Denn jetzt erwartete er erst noch eine rechte Verfolgung von den Zurueckgebliebenen, weit er mitgelaufen war. Er lief jetzt zu dem Sumpfloch hinunter und duckte sich da hinein, so konnte ihn von oben und unten niemand sehen. Das Sumpfloch war eine Vertiefung im Berghang, wo im Fruehling und Herbst sich das Wasser oft sammelte und den Boden sumpfig machte. Jetzt aber war das Loch ganz trocken und ein angenehmer Aufenthalt. Denn es reiften da schoene, dunkelrote Erdbeeren in der Sonne, die so schoen warm in die Vertiefung schien. Aber dem This war es ueberall angst und bang, wenn er noch in der Naehe der Haeuser und der Hueterbuben war. Denn diese konnten ihn ja jeden Augenblick wieder entdecken und ihm wieder einen Streich spielen. Der This zuckte scheu und aengstlich bei jedem Ton zusammen, weil er immer dachte: Jetzt kommt wieder einer und tut mir etwas. Da dachte er noch einmal an das stille Plaetzchen unter den kleinen Tannenbaeumchen dort oben und an das pfeifende Voegelein, so dass es ihn mit Gewalt vom Boden zog. Er musste noch einmal dorthin. Mit allen Kraeften lief er wieder den Berg hinauf und hielt nicht einmal an, bis er oben war und sich nun wieder unter die Tannenbaeumchen setzen konnte. Nur nach vorn ins Tal hinab war sein Tannenversteck ein wenig offen. Da sass nun der This in voelliger Sicherheit. Ringsum war eine grosse Stille, kein Ton drang von unten her bis hier auf die einsame Hoehe, nur das Voegelein sass noch auf seinem Tannenast und pfiff sein froehliches Lied. Die Sonne wollte untergehen. Die hohen Schneeberge drueben fingen zu flimmern und zu gluehen an, und ueber die ganze gruene Alm hin lag das golden schimmernde Abendlicht. Der This schaute mit stillem Staunen um sich. Ein nie gekanntes Wohlsein kam ueber ihn. Hier konnte ja auch alle Angst und Scheu von ihm weichen, er hatte nichts mehr zu fuerchten, denn weit und breit war kein Mensch mehr zu sehen und zu hoeren. So sass der This eine lange Zeit, und am liebsten waere er gar nicht mehr fortgegangen, denn so wohl war es ihm noch nie in seinem Leben gewesen. Aber da hoerte er schwere Tritte hinter sich von der Huette her. Es war der Senn. Er kam mit einem Kesselchen daher, gewiss wollte er zum Bach hinueber, um Wasser zu holen. This verhielt sich maeuschenstill. Denn er war so daran gewoehnt, dass er von jedermann angefahren oder ausgelacht wurde, dass er dachte, der Senn werde es gleich auch tun und ihn dann fortjagen. Er duckte sich tief unter die Baeumchen. Diese knisterten aber von seiner Bewegung, Franz Anton wurde aufmerksam, trat naeher und guckte in den Tannenbusch hinein. "Was machst du denn da drinnen?" fragte der Senn mit lustigem Gesicht. "Nichts", erwiderte This halblaut und vor Angst zitternd. "Komm nur heraus. Du brauchst dich nicht zu fuerchten, wenn du nichts Boeses getan hast. Vor wem verbirgst du dich denn? Hast du dich etwa mit deinen Kaesfischen da hineingefluechtet, dass du sie in Ruhe verzehren kannst?" "Nein, ich habe keine Kaesfische gehabt", sagte This aengstlich. "Nicht? Und warum denn nicht?" fragte der Senn in einer Weise, wie sonst nie ein Mensch mit dem This redete. Nun erwachte in seinem Herzen etwas, das er bisher nicht gekannt hatte--das Zutrauen zu einem Menschen. "Sie haben mich auf die Seite gestossen", erwiderte er nun und stand hinter den buschigen Zweigen auf. "So, jetzt kann man dich doch sehen", fuhr der Senn freundlich fort, "komm noch ein wenig naeher. Und warum wehrst du dich denn nicht, wenn sie dich wegstossen? Es stoesst ja immer einer den anderen, aber zuletzt kommt doch jeder an die Reihe, warum nur du nicht?" "Sie sind staerker", sagte der This so ueberzeugend, dass diese Erklaerung wohl auch dem Franz Anton einleuchtete. Erst jetzt konnte dieser den Buben recht sehen. This stand vor dem breiten, grossen Franz Anton wie ein duennes Stoecklein vor einer hohen Tanne. Der kraeftige Mann betrachtete einen Augenblick das schmale Figuerchen, an dem tatsaechlich fast nur Haut und Knochen zu sehen waren. Aus dem mageren Gesicht schauten die zwei Augen dann und wann noch ziemlich scheu zu ihm auf. "Wem gehoerst du?" fragte er jetzt den Buben. "Niemand", gab This zur Antwort. "Pah, du wirst doch irgendwo daheim sein? Wo wohnst du denn?" "Beim Haelmli-Sepp." Jetzt ging dem Franz Anton ein Licht auf. "Ach so, bist du der!" sagte er verstaendnisvoll, denn von dem dummen This, den man zu gar nichts brauchen konnte, hatte er schon viel gehoert, ihn aber nicht gekannt. "Komm einmal mit mir", sagte er mitleidig. "Wenn du beim Haelmli-Sepp bist, so wirst du nicht umsonst selber aussehen wie ein Haelmlein. Komm, Kaesfische sind nicht mehr da, aber etwas anderes." Der This wusste gar nicht, wie ihm geschah. Er ging hinter dem Franz Anton gehorsam her, aber es war, als ginge er mit einem Freund, und das war ihm noch nie geschehen. Der Senn trat in die Huette, holte hoch von einem Brett ein rundes Brot herunter und schnitt ein grosses Stueck ab. Dann ging er zu dem riesigen Butterfass, das goldig glaenzend in der Ecke stand, und holte ein grosses Stueck Butter heraus. Das strich er ueber die Brotschnitte und reichte nun das feste Stueck mit der dicken Butter darauf dem This hin. In seinem ganzen Leben hatte der This so etwas noch nie bekommen. Er schaute darauf, als sei es nicht moeglich, dass es ihm gehoere. "Komm heraus. Iss es vor der Huette, ich muss nun zum Wasser", sagte Franz Anton, der mit lustigen Augen dem Ausdruck von Glueck und Erstaunen auf dem Gesicht des Jungen gefolgt war. Dieser gehorchte. Vor der Huette setzte er sich auf den Boden. Und waehrend der Senn zum Schwemmebach hinueberging, biss er in sein Butterbrot hinein und biss immer wieder und konnte nicht begreifen, dass es etwas so Gutes gaebe und er es bekommen haette. Inzwischen wehte frisch und wohlig der Abendwind um seinen Kopf und wiegte unten die Tannenbaeumchen hin und her, und der kleine Vogel sass immer noch auf dem hoechsten Zweig und sang hell und froehlich in den goldenen Abendhimmel hinauf. Dem This ging das ganze Herz in nie gekanntem Wohlsein auf, und er meinte, er muesse laut mit dem Vogel zu singen anfangen. Der Senn war in der Zeit ein paarmal mit seinem Kesselchen hin und her gegangen. Drueben beim Schwemmebach war er immer eine Weile stehengeblieben und hatte rundum geschaut. Die Berge waren nicht mehr rot vom Abendschein, aber jetzt stieg gross und golden der volle Mond hinter dem weissen Zacken empor. Nun kam der Senn wieder zur Huette zurueck und stellte sich vor den This, der noch auf derselben Stelle sass. "So gefaellt's dir hier?" fragte er freundlich. "Mit dem Abendessen bist du fertig, wie ich sehe. Du musst dich auf den Rueckweg machen. Sieh, wie schoen dir der Mond heimleuchtet!" Der This hatte gar nicht mehr ans Fortgehen gedacht. Aber jetzt fiel ihm ein, dass es wohl noetig sei. Er stand auf, dankte noch einmal dem Franz Anton und ging. Aber er kam nicht weiter als bis zu den Tannenbaeumchen, es hielt ihn mit Gewalt zurueck. Er schaute noch einmal zurueck, und da der Senn in die Huette getreten war und ihn nicht mehr sehen konnte, huschte er schnell unter die dunklen Zweige. Franz Anton war der einzige Mensch, der ihn in seinem ganzen Leben mit Guete und Liebe behandelt hatte. Das hatte auf den This einen solchen Eindruck gemacht, dass er nicht fort konnte. Er musste noch ein wenig in der Naehe dieses guten Menschen bleiben. This lag ganz verborgen unter den Baeumchen und spaehte zu der Huette hinauf, ob er den Senn nicht noch einmal saehe. Es dauerte einige Zeit, da ploetzlich trat Franz Anton wirklich noch einmal aus seiner Huette heraus. Er blieb vor der Tuer stehen und schaute mit gekreuzten Armen in die stille Bergwelt hinaus, wo jetzt ueber alle hohen Schneegipfel hin das milde Mondlicht leuchtete. Auch auf das Gesicht des Sennen fiel jetzt der helle Mondschein, und This konnte den Ausdruck der friedlichen Heiterkeit sehen. Dann faltete er seine Haende. Er hielt wohl still seine Abendandacht. Dann auf einmal sagte er ganz laut: "Gute Nacht geb euch Gott!" trat in die Huette zurueck und machte die Tuer zu. Sein Nachtgruss hatte wohl seinen alten Freunden, den hohen Bergen ringsum und den Menschen gegolten, die er liebte. Der This hatte in stiller Ehrfurcht zu dem Franz Anton aufgeschaut. Er fuehlte Liebe und Bewunderung fuer den Senn, Gefuehle, die er bisher nicht gekannt hatte. Als es nun ganz dunkel und still in der Huette wurde, stand der This auf und lief, so schnell er konnte, den Berg hinunter. Es war spaet und kein Lichtlein mehr zu sehen. Aber das war ihm gleich, die Tuer war ja nie geschlossen. Er trat leise ins Haeuschen und schlich zu seinem Lager, das er mit dem Uli zu teilen hatte. Dieser schlief steif und fest, nachdem er noch vorher ausgerufen hatte: "Es ist bequem, dass der This auch jetzt zu dumm wird, sein Bett zu finden. So hat man doch Platz!" This legte sich leise nieder. Und bis seine Augen zufielen, sah er immer noch den Franz Anton vor sich, wie er im Mondschein mit gefalteten Haenden vor seiner Huette stand. Zum erstenmal in seinem Leben schlief der This mit einem gluecklichen Herzen ein. 3. Kapitel Ein hilfreicher Engel Der Tag darauf war ein Sonntag. Die Kinder, die an der Halde wohnten, mussten nach Beckenried hinunter zur Kirche. Trotz des langen Weges gingen die Kinder jeden Sonntag zum Religionsunterricht, denn der Herr Pfarrer hielt fest an der alten Ordnung. So kam eben jetzt die ganze Schar den Berghang herunter, und bald sassen sie alle mit anderen Kindern so ruhig wie moeglich auf den langen Baenken, und der Herr Pfarrer konnte beginnen. Er sagte, er habe ihnen das letztemal von einem zukuenftigen Leben gesprochen, und da sein Blick eben auf den This fiel, fuhr er fort: "Ich will dich auch einmal wieder etwas fragen, das wirst du wohl beantworten koennen, wenn man dir auch nicht viel zutrauen kann. Sag mir: Wo wird es denn einmal auch dem Aermsten und Geringsten unter uns, wenn er ein frommes Leben gefuehrt hat, so wohl werden, dass er kein Leid verspuert?" "Bei der Schwemmebachsennhuette", antwortete der This ohne Zoegern. Jetzt entstand ein solches Kichern, dass der This ganz scheu um sich schaute. Ringsum waren spoettische Blicke auf ihn gerichtet, und alle Kinder wollten vor verhaltenem Lachen ersticken. Der This beugte sich so stark vornueber, als wollte er in den Boden hineinkriechen. Von dem, was der Herr Pfarrer das letztemal erklaerte, hatte er nichts gehoert, weil er sich immer gegen heimliche Angriffe wehren musste. Jetzt hatte er auf die Frage ganz nach seiner eigenen Erfahrung geantwortet, Der Herr Pfarrer schaute ihn fest an. Als er aber sah, dass es dem This gar nicht zum Lachen war, sondern dass er vor Scheu ganz erschrocken und zusammengeduckt dasass, da schuettelte der Herr Pfarrer nur ganz bedenklich den Kopf und sagte: "Es ist nichts mit ihm zu machen." Als aber die Religionsstunde zu Ende war, da stuerzte die ganze Schar hinter dem This her, alle lachten ueberlaut und schrien durcheinander: "This, sind dir auf einmal in der Kirche die Kaesfische in den Sinn gekommen?" "This, warum hast du nicht auch etwas von den Kaesfischen gesagt?" Der This lief wie ein gejagtes Kaninchen davon, um nur endlich dem Geschrei zu entfliehen, rannte keuchend den Berghang hinauf. Oben wurde er nun nicht mehr verfolgt. Denn die anderen wollten den schoenen Sonntagabend unten im Dorf geniessen. Der This lief immer weiter hinauf. Er hatte bei allem Leid jetzt einen Trost im Herzen. Er konnte zur Schwemmebachsennhuette hinauffluechten und dort das freundliche Gesicht des Franz Anton sehen. Ganz still konnte er dort an seinem verborgenen Plaetzchen sitzen und vor Verfolgung sicher sein. Nun sass er wieder unter den Tannen und ueber ihm sang der Vogel sein Lied. Die Schneeberge glitzerten in der Sonne, und ueber den gruenen Haengen floss da und dort ein klares Baechlein friedlich ins Tal hinab. Dem This wurde es so wohl, dass er allen Spott vergass und nur den einzigen Wunsch empfand, gar nicht mehr weggehen zu muessen. Von Zeit zu Zeit erblickte er auch den Franz Anton, nach dem er bestaendig ausschaute. Dann duckte er sich aber so tief wie moeglich nieder. Denn er hatte das Gefuehl, wenn der Franz Anton ihn wieder hier sehe, so koennte er meinen, er sei gekommen, um wieder ein Butterbrot zu bekommen. Und er kam doch nur, weil er der erste und einzige Mensch war, der freundlich und liebevoll zu ihm gewesen, und in dessen Naehe es ihm so wohl und sicher zumute war, wie sonst nirgends auf der Welt. Der Senn entdeckte ihn auch heute nicht, und This sass an seinem schoenen Plaetzchen, bis die Sterne am Himmel standen und der Franz Anton wieder wie gestern vor seine Huette hinaustrat und ausrief: "Gute Nacht geb euch Gott!" Dann erst lief der This wieder davon, und spaet wie gestern kam er auf sein Lager, diesmal recht hungrig, denn seit dem Morgen hatte er ja nichts mehr gegessen. Aber das war dem Buben heute ganz gleich, er hatte sich ja so wohl gefuehlt dort oben. So ging es eine ganze Woche. Tag fuer Tag, sobald er einen Augenblick fand, da niemand ihn sehen und vermissen konnte, lief der This die Alm hinauf und setzte sich unter seine Tannenzweige. Von da beobachtete er die ganze Taetigkeit des Sennen von einer Minute zur anderen. Und nie verliess er seinen friedlichen Aufenthalt, bis der Franz Anton gesagt hatte: "Gute Nacht geb euch Gott!" Es war ihm jetzt immer, als sei der Nachtsegen auch fuer ihn gedacht. Es waren ausnahmsweise heisse Tage. An dem wolkenlosen Himmel stieg jeden Morgen die Sonne wieder so hell empor, wie sie am Abend niedergegangen war. Das Futter war besonders kraeftig, und Franz Anton bekam so schoene, fette Milch von den Alpenkuehen, dass er die praechtigsten Kaese daraus herstellen konnte. Das machte ihm Freude, und schon fruehmorgens konnte man ihn voller Vergnuegen in seiner Sennhuette pfeifen hoeren, so auch am Samstag dieser Woche. Da hoerte man ihn noch viel frueher als sonst, denn es war einer der Tage, an dem der Senn seine drei oder vier fertigen Kaese an den See hinunterbrachte. Dort wurden sie in eines der Schiffe verladen. Bald hatte er sie auf seinem Ruecken festgebunden und wanderte nun wohlgemut talabwaerts, den dicken Bergstock in der Hand, die schwere Last auf dem Ruecken. Es war der heisseste Tag des ganzen Sommers. Je weiter hinunter er gelangte, je mehr plagte ihn die uebermaessige Hitze, und oft sagte er zu sich: "O wie will ich froh sein, heute abend wieder zu meiner Huette hinauf in die kuehle Luft zu kommen, hier unten ist's wie in einem Backofen." Jetzt war er unten angelangt, gerade als das Schiff herankam, das die Kaese mitnehmen sollte. Bald war alles verladen, und Franz Anton stand einen Augenblick unschluessig da, ob er gleich wieder den Berg hinaufsteigen, oder erst hier unten etwas zu sich nehmen wollte. Aber er fuehlte keinen Appetit, sein Kopf war schwer und heiss, er wuenschte sich nur hinaufzukommen. Da zog ihn jemand am Arm. Es war einer der Schiffsangestellten, der eben beim Einladen geholfen hatte. "Komm, Franz Anton, heute ist's heiss, wir wollen ein Glas Wein im Schatten trinken", sagte er und zog den Senn zu dem Wirtshaus. Der Franz Anton war durstig und weigerte sich nicht, hier ein wenig im Schatten zu sitzen. Er trank sein Glas in einem Zug aus. Dann aber stand er bald auf und sagte, es werde ihm ganz unwohl hier unten in der schweren, heissen Luft und er sei an kalte Milch und Wasser, nicht an den Wein gewoehnt. Damit verabschiedete er sich und ging mit grossen Schritten auf den Berghang zu. Aber so schwer war ihm das Steigen in seinem Leben noch nie gefallen. Die Mittagsonne brannte heiss auf seinen Kopf, alle seine Pulse haemmerten, die Fuesse wurden ihm so schwer, dass er sie nur mit Muehe heben konnte. Je steiler die Alm wurde, je groesser wurden seine Schritte. Und er spornte sich selbst mit der Aussicht an, dass nur noch eine Stunde, dann nur noch eine halbe, jetzt nur noch eine Viertelstunde heisser Muehe vor ihm liege. Dann wuerde er oben sein und koenne sich zum Ausruhen auf das frische Heu werfen. Jetzt war er am letzten steilen Aufstieg angekommen. Die Sonne brannte wie Feuer auf seinen Kopf. Ploetzlich wurde es ihm voellig schwarz vor den Augen, er schwankte, und schwer stuerzte er auf den Boden nieder. Er hatte das Bewusstsein verloren. Als am Abend der Melker mit seiner Milch in die Stube trat, sah er, dass der Franz Anton noch nicht zurueckgekehrt war. Er stellte seine Milch in eine Ecke und ging fort. Er dachte nicht daran, nach dem Senn auszuschauen. Es war aber noch jemand da oben, der hatte schon lange auf den Franz Anton gewartet, das war der This. Schon seit ein paar Stunden hatte er an seinem verborgenen Plaetzchen gesessen. Er kannte jeden Schritt, den der Senn tat. Er wusste, wie eine Beschaeftigung auf die andere folgte, so dass er sich nicht genug wundern konnte, wie lange heute der Franz Anton seine Milch stehen liess. Sonst goss er sie immer gleich in die verschiedenen Gefaesse. Die eine kam zum Buttern in die grossen, runden Becken, wo sie stehenblieb, bis aller Rahm schoen dick obenauf lag. Die andere wurde in den Kaesekessel gegossen, das hatte der This durch die offene Huettentuer alles genau beobachten koennen. Der Senn kam immer noch nicht. Der Junge fuehlte, dass irgend etwas geschehen sein musste. Er kam jetzt leise aus seinem Versteck heraus und ging zur Sennhuette. Da war es still und leer unten im Huettenraum und oben auf dem Heuboden. Kein Feuer prasselte unter dem Kessel, kein Laut war zu hoeren, alles wie ausgestorben. Aengstlich lief der This jetzt um die Huette herum, einmal hinunter, dann wieder herauf und dann in einer anderen Richtung wieder hinab. Jetzt auf einmal--dort unten erblickte er den Franz Anton, der am Boden lag. This sprang hinzu--da lag sein Freund mit geschlossenen Augen und stoehnte und lechzte wie ein Sterbender. Er sah gluehend heiss aus, und seine Lippen waren ganz vertrocknet. Der This stand einen Augenblick still und starrte, bleich vor Schrecken, auf seinen Wohltaeter. Dann stuerzte er in schnellem Lauf den Berg hinunter. Franz Anton hatte viele Stunden lang bewusstlos am Boden gelegen. Ein schreckliches Fieber hatte ihn ergriffen. Er litt an einem verzehrenden Durst. Von Zeit zu Zeit kam es ihm in seinem brennenden Verlangen vor, er komme zum Wasser und wolle sich buecken und trinken. Und von der Anstrengung erwachte er fuer einen Augenblick, denn es war nur ein Fiebertraum gewesen. Er lag immer noch auf dem Boden und konnte sich nicht ruehren. Vergebens lechzte er nach einem Tropfen Wasser. Dann schwand ihm das Bewusstsein wieder, und er traeumte, er liege unten im Sumpfloch, wo er heute frueh im Voruebergehen noch die schoenen Erdbeeren gesehen hatte. Da standen sie noch. Oh, wie sehnte er sich danach! Er wollte die Hand ausstrecken, aber vergeblich, er konnte keine greifen. Aber jetzt hatte er ploetzlich eine im Mund. Ein Engel kniete da und hatte sie ihm gegeben--und noch eine und noch eine. Oh, wie tat ihm der Saft gut in dem ausgetrockneten Gaumen! Der Franz Anton schluerfte und schluckte, es war ein unsaegliches Labsal. Er erwachte. War das alles Wirklichkeit? Es war kein Traum. Da kniete neben ihm der Engel und steckte ihm wieder eine grosse saftige Erdbeere in den Mund. "O du guter Engel, noch eine", sagte leise der Franz Anton. Aber nicht nur eine, fuenf, sechs steckte ihm der Engel in den Mund. Auf einmal flog ein stechender Schmerz ueber sein Gesicht. Er legte die Hand an die Stirn und konnte nur noch leise sagen: "Wasser", dann war ihm das Bewusstsein wieder voellig entschwunden. Er konnte nicht einmal mehr die letzte Erdbeere geniessen. Jetzt traeumte er ganz schreckliche Dinge. Sein Kopf wurde so gross wie sein allergroesstes Butterfass und dann immer noch groesser und so furchtbar schwer, dass er mit Schrecken dachte: "Den kannst du nie mehr allein tragen, man muss starke, hoelzerne Stuetzen unterstellen, wie unter die Apfelbaeume, wenn sie zuviel Aepfel tragen." Und jetzt fuehlte er deutlich, dass der Kopf ganz voll Schiesspulver war, das hatte einer von hinten angezuendet. Nun brannte es da drinnen wie loderndes Feuer, und gleich musste alles zerspringen. Aber dann kam ploetzlich ganz kalt und belebend der Schwemmebach ueber seine Stirn, ueber das ganze Gesicht und in den Mund hineingeflossen, und Franz Anton schluckte und schluckte und erwachte. Es war wahr, eiskalt kam ein Guss nach dem anderen auf Stirn und Gesicht. Dann kam etwas an seinen Mund, und er schlurfte gierig den kuehlenden Trank ein. Ueber ihm standen die funkelnden Sterne, das sah der Franz Anton deutlich. Er wusste auch, dass er noch am Boden lag draussen auf der freien Alm. Aber das konnte doch nicht der Schwemmebach sein, was so ueber ihn floss und ihn so ordentlich trinken liess. Er konnte nicht begreifen, was es war, aber es war so wohltuend, so erloesend von dem schweren Traum und dem schrecklichen Feuer. Voller Dank sagte er nur halblaut: "Ach, lieber Gott, wie danke ich dir fuer deine Guete und die hilfreichen Engel!" Das erquickende Wasserbad hoerte nicht auf, und zuletzt fuehlte der Franz Anton eine kalte Masse auf seiner Stirn, so schuetzend und wohltuend, dass er sagte: "Da kann kein Feuer mehr durch." Und beruhigt schlief er jetzt ganz sanft ein und traeumte nicht mehr. 4. Kapitel Was die Sennenmutter haben will Die Sonne stieg strahlend hinter dem hohen Bergzacken empor, als Franz Anton seine Augen aufschlug und verwundert um sich schaute. Er schauderte ein wenig zusammen, es froestelte ihn. Er wollte sich aufsetzen, aber sein Kopf war schwer und dumpf. Er fuhr mit der Hand an die Stirn, es war, als liege etwas darauf. Und er irrte sich nicht. Wohl sechsfach zusammengelegt lag nass und schwer das grosse Handtuch aus der Sennhuette auf seinem Kopf. Er legte es weg, und als nun der frische Morgenwind ueber die Stirn blies, fuehlte er sich so wohlig und erleichtert, dass er sich schnell aufsetzte und um sich schaute. Da sah er auf einmal in zwei grosse, ernsthafte Augen hinein, die unverwandt auf ihn gerichtet waren. "Bist du das, This?" fragte er verwundert, "Wie kommst du so frueh auf die Alm? Nun, weil du da bist, komm, dass ich mich ein wenig auf deine Schulter stuetzen kann. Ich bin schwindelig und komme nicht allein auf." Der This sprang vom Boden auf und trat nahe an den Senn heran. Er stemmte mit aller Gewalt seine beiden Fuesse in den Boden hinein, so dass der Franz Anton einen festen Halt an ihm fand und aufstehen konnte. Waehrend des langsamen Aufstiegs zur Huette, als er sich immer noch auf die Schulter des Buben stuetzte, fing er an, sich daran zu erinnern, was ihm eigentlich passiert war. Doch blieben ihm einige Vorgaenge der Nacht voellig unklar. Vielleicht konnte ihm der This auf die Spur helfen. In der Huette angelangt, setzte sich der Senn auf einen seiner dreibeinigen Stuehle und sagte: "This, hol dir den anderen und setz dich hierher zu mir. Aber zuerst nimm dort den Topf herunter, wir wollen ein wenig kalte Milch miteinander trinken, Feuer kann ich jetzt noch nicht machen. Ein Schuesselchen steht daneben. Sieh nur, wo ist es denn hingekommen?" unterbrach sich der Senn, "ich stelle es regelmaessig dort hinauf. Ich weiss nicht, was mit mir vorgeht seit gestern." Der This war feuerrot geworden, er wusste wohl, wer das Schuesselchen heruntergenommen hatte. Ganz zaghaft sagte er: "Dort steht's am Boden", holte es schnell herbei, auch den Milchtopf und reichte beides dem Senn. Dieser schuettelte ganz betroffen den Kopf. Solange er lebte, hatte er noch nie sein Schuesselchen dort bei der Tuer auf den Boden gestellt. Er trank jetzt schweigend und nachdenklich seine Milch, fuellte dann das Schuesselchen wieder und sagte: "Da, This, trink auch! Du hast mir einen guten Dienst erwiesen, dass du so frueh hinauf kamst. Hast du etwa gemeint, es sei Kaesfischtag und du seist dann sicher der erste?" "Nein, gewiss nicht", versicherte This. "Sag mir jetzt etwas", fuhr der Senn fort, der schon ein paarmal unruhig auf das nasse Tuch, das jetzt auf dem Tisch lag, dann wieder zu dem kleinen Wasserkessel geschaut hatte. "Sag mir, This, habe ich denn das Tuch schon auf meiner Stirn gehabt, als du heute frueh heraufkamst?" Jetzt wurde der This ganz dunkelrot. Denn er dachte, wenn der Senn alles erfahre, was er getan hatte, so sei es ihm vielleicht nicht recht, und er koennte boese werden. Aber der Franz Anton schaute ihm jetzt so tief in die Augen, dass er alles sagen musste: "Ich habe es selbst darauf gelegt", fing er zaghaft an. "Warum denn, This?" fragte der Senn verwundert. "Weil sie so heiss waren", erwiderte This. Der Senn staunte immer mehr. "Aber ich bin ja schon bei Sonnenaufgang erwacht", sagte er. "Wann bist du denn heraufgekommen?" "Gestern um fuenf, oder um vier Uhr", stotterte der This furchtsam, "der Melker kam erst lange nachher." "Was, du bist die ganze Nacht hier oben gewesen? Was hast du denn gewollt und gemacht?" Jetzt sah der Franz Anton, dass dem This ganz bange wurde, ihm selber aber fielen nun wieder die Vorgaenge der letzten Nacht ein. Ganz vaeterlich klopfte er dem Buben auf die Schulter und sagte ermunternd: "Vor mir brauchst du dich gar nicht zu fuerchten, This. Da, trink noch eins aus, und dann sag mir alles, was du weisst, von da an, als du hier heraufgekommen bist." Auf diese Ermunterung hin fasste der This neuen Mut. Erst trank er die Milch in wenigen Zuegen aus, denn sie schmeckte herrlich. Dann fing er an zu berichten: "Ich habe nur ein wenig zu Ihnen hier herauf gewollt, aber nur so wie alle Tage, nicht wegen der Kaesfische. Und weil dann der Melker schon lange die Milch gebracht hatte und Sie nicht kamen, habe ich Sie gesucht. Und dann habe ich Sie am Boden gefunden, und Sie sind ganz rot und heiss gewesen und haben Durst gehabt. Dann bin ich geschwind zum Sumpfloch hinabgelaufen und habe alle grossen Erdbeeren gepflueckt, die noch da waren, und habe sie Ihnen gebracht. Und Sie haben sie gern genommen. Aber dann haben Sie auf den Kopf gezeigt und nach Wasser verlangt. Da habe ich aus der Huette das Schuesselchen geholt und den kleinen Kessel, und am Schwemmebach habe ich ihn gefuellt. Dann habe ich Ihnen mit dem Schuesselchen das Wasser ueber den Kopf geschuettet und auch zu trinken gegeben, denn sie haben immer wieder Durst gehabt. Wenn dann der Kessel leer war, bin ich zum Bach hinueber und habe ihn wieder gefuellt. Aber weil das Wasser immer so schnell aufgebraucht war, habe ich gedacht, ein dickes Tuch wurde den Kopf besser kuehlen. Und so habe ich das Tuch aus der Huette geholt und es ganz nass auf Ihren Kopf gelegt. Nur, wenn es dann trocken und heiss wurde, habe ich es wieder in den Kessel getaucht und es dann wieder nass auf den Kopf getan. Am Morgen sind Sie dann erwacht, und ich war froh, ich habe immer gedacht, wenn Sie nur nicht etwa krank werden." Der Senn hatte mit grosser Aufmerksamkeit zugehoert. Jetzt stand alles deutlich vor ihm, was er in der Nacht erlebt hatte. Er wusste auch wieder, wie er halb wachend und im Fieber den Engel mit den Erdbeeren als Retter empfunden und dann das Wasser des Schwemmebachs gespuert und genossen hatte. Der Franz Anton schaute den This so stumm und verwundert an, als haette er noch nie einen Buben gesehen. Nein, einen solchen hatte er noch nie gesehen. Wie war es denn moeglich, dass dieser Bub, den alle Leute nur den dummen This nannten, sein Leben gerettet hatte. Haette der This sein Fieber nicht mit dem Wasser geloescht, wer weiss, was bis zum Morgen daraus geworden waere! Und wie konnte dieser This, dem niemand ein freundliches Wort gab, zu einer solchen Aufopferung faehig sein, dass er die ganze Nacht bei einem anderen wachte und ihn pflegte! Dem grossen, starken Franz Anton kamen die Traenen in die Augen, als er den scheuen, verachteten This ansah und das alles ueberdachte. Er nahm jetzt den Buben bei der Hand und sagte: "Wir wollen gut Freund bleiben, This, ich habe dir viel zu danken, das vergesse ich nicht. Tu mir nur noch einen Gefallen, mir zittern die Glieder so, dass ich mich jetzt niederlegen muss. Geh du nun hinunter zu meiner Mutter und sag ihr, sie soll zu mir heraufkommen, es sei mir nicht ganz wohl. Du musst dann auch wieder mit ihr kommen, ich habe noch viel mit dir zu reden heute, vergiss es nicht!" Solange er lebte, war der This noch nie so gluecklich gewesen. Er lief springend den Berg hinunter, als koenne er nicht hoch genug aufspringen vor Freude. Nun hatte der Senn ihm selbst befohlen wiederzukommen, und er brauchte sich nicht mehr zu verbergen, sondern durfte gleich in die Sennhuette eintreten. Ausserdem hatte der Franz Anton ihm noch gesagt, er wolle gut Freund mit ihm bleiben. Bei jedem dieser Gedanken sprang der This wieder hoch in die Luft und kam bald bei der Mutter an. Gerade als er von oben herunter auf das saubere Haeuschen mit den schimmernden Fenstern zurannte, kam von unten herauf im Sonntagsschmuck, das Gesangbuch in der Hand, die Sennenmutter aus der Kirche. Der Bub lief auf sie zu, konnte aber zuerst nichts sagen, denn er war ganz atemlos vom Laufen. "Woher kommst denn du?" fragte die sonntaeglich gekleidete Frau, die nicht gern etwas Unordentliches sah. Missbilligend musterte sie den Buben von oben bis unten, denn er machte keinen sonntaeglichen Anblick in seinen zerfetzten Alltagshoeschen und dem schmutzigen Hemdlein. "Ich meine, ich habe dich schon dort drueben ueber dem Bach gesehen, du bist wohl einer vom Haelmli-Sepp?" "Nein, nur der This", erwiderte der Bub ganz demuetig. Jetzt fiel der Frau ein, dass die Frau des Haelmli-Sepp einen einfaeltigen Buben bei sich hatte, von dem sie sagten, er sei zu nichts zu brauchen. Den hatte sie wohl jetzt vor sich. "Und was willst du denn bei mir?" fragte sie nun erst recht verwundert. Der This war wieder zu Atem gekommen und richtete nun seinen Auftrag klar und richtig aus. Die Frau erschrak sehr. Noch nie war der kerngesunde Franz Anton krank gewesen. Und dass er nach ihr schickte und nicht selbst herunterkommen konnte, war ein recht schlimmes Zeichen. Ohne ein Wort zu sagen, ging sie ins Haus, packte in grosser Sorge das Noetigste zusammen und kam nach kurzer Zeit mit ihrem grossen Korb am Arm heraus. "Komm", sagte sie zu This, "wir wollen gleich gehn. Warum musst du wieder mit?" "Ich weiss nicht", antwortete er. Und fast als waere es etwas Boeses, setzte er leise hinzu: "Muss ich nicht den Korb tragen?" "So, jetzt verstehe ich's", sagte die Frau, "der Franz Anton hat daran gedacht, dass ich allerhand mitbringen will." Sie gab dem This den Korb. Schweigend ging sie nun neben ihm den Berg hinauf, denn sie war tief in ihren Gedanken versunken. Ihr braver Franz Anton war ihr ganzer Stolz und ihre Freude. Sollte er wirklich erkrankt sein? Konnte die Krankheit gefaehrlich sein? Ihre Angst wurde immer groesser, je naeher sie der Sennhuette kamen, Jetzt waren sie oben--nur noch einige Schritte--der bekuemmerten Mutter zitterten die Knie, sie konnte fast nicht mehr weiter. Jetzt trat sie ein. Es war niemand da. Sie schaute ueberall umher und zu dem Heuboden hinauf. Dort lag ihr Sohn tief im Heu drinnen, sie konnte ihn nicht recht sehen. Mit klopfendem Herzen stieg sie die Leiter hinauf. Der This blieb ehrerbietig draussen vor der Tuer stehen, nur den Korb schob er in die Huette hinein. Als die Mutter sich jetzt angstvoll ueber ihren Sohn beugte, schlug dieser seine blauen Augen auf, streckte ihr froehlich seine Hand entgegen, setzte sich auf und sagte munter: "Gruess dich Gott, Mutter! Das freut mich, dass du da bist. Ich habe aber geschlafen wie ein Baer, die ganze Zeit, seit der This fortging." Die Mutter starrte den Sohn an, halb in Freude, halb in Schrecken, sie wusste gar nicht, was sie denken sollte. "Franz Anton", sagte sie jetzt ernsthaft, "was ist mit dir? Redest du im Fieber, oder weisst du, dass du mich hast holen lassen?" "Ja, ja, Mutter", lachte jetzt der Franz Anton, "jetzt bin ich ganz bei mir und das Fieber ist vorbei. Aber alle Glieder zitterten mir noch, ich konnte nicht herunterkommen und wollte doch so gern mit dir reden. Ich fuehl's auch jetzt noch in den Knien zittern, ich kaeme noch nicht weit." "Aber was ist's denn, was war es denn, Franz Anton? Sag mir's doch", draengte jetzt die Mutter und setzte sich auf das Heu neben den Sohn. "Ich will dir nun alles berichten, Mutter, eins nach dem anderen", sagte er, indem er sich an einen Heuballen lehnte. "Sieh einmal zuerst dort unten das schmale, magere Bueblein an, das kein gutes Stueck Gewand auf dem Leib hat, dem keiner ein gutes Wort sagt und den jeder nur den dummen This nennt." Die Mutter schaute zu dem This hin, der wie ein Sperber nach dem Senn hinaufspaehte, ob er etwa wieder umfallen wolle. "Und jetzt?" fragte die Mutter gespannt. "Der hat mir das Leben gerettet, Mutter! Wenn dieses Bueblein nicht gewesen waere, so laege ich jetzt noch draussen auf dem Boden in einem toedlichen Fieber, oder vielleicht waere es auch schon vorbei mit mir." Und jetzt erzaehlte Franz Anton alles, was sich seit gestern nachmittag zugetragen hatte. Wie der This ihn die ganze Nacht nicht verlassen und ihn erquickt und gepflegt hatte, so wie der gescheiteste Mensch auf der Welt es nicht besser haette tun koennen. Die Mutter musste sich mehrmals die Traenen abwischen. Sie stellte sich vor, wenn ihr Franz Anton allein und verlassen in seinem Durst da draussen gelegen haette und vielleicht vom Fieber ganz verzehrt worden waere, und kein Mensch haette etwas von ihm gewusst. Und jetzt stieg ein Dank und eine Freude in ihrem Herzen auf, dass sie laut ausrufen musste: "Gott sei Lob und Dank! Gott sei Lob und Dank!" Aber auch eine solche Liebe zu dem armen This ueberkam sie, dass sie ganz eifrig sagte: "Franz Anton, der This geht mir nicht mehr zur Frau des Haelmli-Sepp zurueck! Sicher hat der arme Bub Hunger gelitten, und in Schmutz und Fetzen hat sie ihn laufen lassen. Heute noch nehme ich ihn mit mir, und morgen mache ich ihm ein Gewand, dass man ihn ansehen darf. Er muss es nicht schlecht haben bei uns, wir wollen nicht vergessen, wie er dir geholfen hat." "Das ist nun gerade, was ich wuenschte, Mutter, aber ich musste doch zuerst wissen, was du dazu sagst. Und jetzt hast du dasselbe Vorhaben und schon alles ausgedacht, wie es nicht besser sein koennte. Es geht nichts ueber eine Mutter!" Und der Franz Anton schaute sie so voller Glueck und Liebe an, dass es ihr im Innersten wohltat und sie bei sich dachte: Es geht auch nichts ueber einen wohlgeratenen Sohn. Dann sagte sie: "Jetzt musst du etwas essen, Franz Anton, dass du wieder zu Kraeften kommst. Ich habe frische Eier und ein Weissbrot mitgenommen, und jetzt will ich Feuer machen, lass dir Zeit zum Herunterkommen." Das musste der Franz Anton auch tun, denn er schwankte noch ein wenig. Aber es ging. Er kam herunter und winkte jetzt den This zum Tisch heran, an den er sich selbst niedergesetzt hatte. "This", sagte er jetzt, dem Buben freundlich in die Augen schauend, "willst du ein Senn werden?" Der This fing an zu laecheln, aber dann hoerte er ploetzlich die vernichtenden Worte, die er von allen Seiten hundertmal vernommen hatte: "Aus dem wird nie etwas,", "der kann nichts", "der wird nichts". Und schuechtern antwortete er. "Ich kann nichts werden." "This, ein Senn wirst du", sagte der Franz Anton mit Bestimmtheit. "Du hast dich gut genug angestellt bei deiner ersten Arbeit. Nun bleibst du bei mir und traegst Milch und Wasser und hilfst mir bei allem. Und ich zeige dir, wie man buttert und Kaese macht und sobald du gross genug bist, steckst du die Arme in den Kessel und bist mein Gehilfe." "Hier in der Schwemmebachsennhuette?" fragte This, dem die Aussicht auf diese Glueckseligkeit ganz unfassbar war. "Alles hier, in der Schwemmebachsennhuette", bestaetigte der Franz Anton. Auf das Gesicht des This kam jetzt der Ausdruck eines so strahlenden Gluecks, dass der Senn ihn nur ansehen musste. Der Bub war wie verwandelt. Das bemerkte auch die Mutter, als sie eben den grossen Eierkuchen auf den Tisch stellte, den sie gebacken hatte. Sie streichelte den Buben und sagte: "Ja, Thisli, heute wollen wir miteinander froehlich sein und morgen auch noch. Und alle Tage wollen wir dem lieben Gott dafuer danken, dass er dich gerade zur rechten Zeit in die Naehe vom Franz Anton geschickt hat, wenn schon kein Mensch begreift, warum du da heraufgekommen bist." Jetzt begann das froehliche Essen, und noch nie in seinem ganzen Leben hatte der This so viele gute Sachen auf einem Tisch zusammen gesehen. Denn zu dem Eierkuchen hatte die Mutter das frische Weissbrot hingelegt und daneben Butter und weissen Kaese. Und mitten auf dem Tisch stand eine grosse Kanne voll dickrahmiger Milch. Von allem legte jetzt die Mutter grosse, dicke Stuecke vor den This hin, und wenn er fertig war, gab es gleich noch einmal so viel. Als gegen Abend die Mutter sich zum Heimgehen bereitmachte, sagte sie: "Franz Anton, ich habe mich anders besonnen, der This muss bei dir oben bleiben, bis du wieder ganz gesund bist. Er kann dir helfen, wo es noetig ist. Der Frau des Haelmli-Sepp will ich schon alles berichten." Das war dem Sennen recht, und fuer den This war es das hoechste Glueck, das er erreichen konnte. Nun war er wirklich daheim beim Franz Anton. Nicht mehr verborgen unter den Tannenbaeumchen hoerte er heute den Nachtsegen, er stand unter dem Sternenhimmel neben dem Senn, als dieser seine Haende faltete und sagte: "Komm, This, nun beten wir den Abendsegen." Andaechtig faltete auch er seine Haende, und als am Schluss der Senn sagte: "Gute Nacht geb euch Gott!", da war das Glueck im Herzen des This so gross, dass er gern ueberlaut allen Menschen auf der ganzen Welt sagen wollte: 'Gute Nacht geb euch Gott!' Noch an demselben Abend ging die Sennenmutter hinueber zu der Frau des Haelmli-Sepp, die mit ihren drei Buben und Lisi vor dem Haus stand und gerne verstehen wollte, was ihre Kinder alle auf einmal erzaehlten. Die Sennin hoerte, dass von Franz Anton die Rede war, dessen Unfall der Melker berichtet hatte. Als sie nun der Frau des Haelmli-Sepp erklaerte, dass sie mit ihrem Sohn uebereingekommen sei, sie wollten den This bei sich annehmen, da machte die Frau einen grossen Laerm. Sie sagte, sie sollten doch lieber einen von ihren drei Buben nehmen, die seien fuer den Senn eine groessere Hilfe als der dumme This. Und die Buben schrien alle aus vollen Haelsen: "Mich! Mich! Mich!" Denn sie wussten wohl, wie gut der Franz Anton war, und was es in der Sennhuette fuer gute Dinge gab. Da half aber alles Schreien und Bitten nichts. Die Sennin sagte ganz ruhig, sie bleibe beim This, und sie kenne ihn schon, er habe mehr Herz und Verstand als mancher, der ihn den dummen This nenne. Sie wolle auch die Buben warnen, sie sollten jetzt das Haenseln und Verspotten unterlassen, sonst haetten sie es mit ihrem Sohn zu tun. Der rede dann mit seinen kraeftigen Armen eine deutlichere Sprache mit den Buben, als sie es jetzt koennte. Dann verliess die Sennin die Leute, die ihr alle ganz stumm und verbluefft nachschauten, und jedes der Kinder dachte bei sich: Wenn ich doch nur der This waere, der wird's gut haben, wie ein Koenig wird er da oben in seiner Sennhuette leben. Wo aber von dem Tag an der This sich sehen liess, liefen ihm die Buben alle nach, und jeder wollte sein bester Freund sein. Denn sie mussten alle an den letzten Kaesfischtag denken, als der This so uebel behandelt worden war. Von nun an wuerde er ja gewiss alle Kaesfische allein bekommen, da waere doch jeder gut daran, der sein Freund waere. Und spaeter waren sie auch alle gut daran, denn dem This machte es die groesste Freude, die reiche Ernte der Kaesfische unter allen gerecht aufzuteilen. Und er konnte sich nicht genug darueber wundern, wie freundlich jetzt alle Kinder zu ihm waren. Er wurde nie mehr ausgelacht. Als er vor niemandem mehr Angst hatte, da zeigte sich zur Ueberraschung aller, dass er auf einmal ein ganz flinkes, geschicktes Buerschchen war, von dem jeder sagen musste: "Entweder ist das nicht derselbe Bub, oder man hat niemals ein Recht gehabt, ihn den dummen This zu nennen." Sogar der Herr Pfarrer sagte nach einiger Zeit, sein liebster Schueler im Unterricht sei jetzt der This. Denn bei allem, was er antwortete, habe er einen klaren Gedanken, und die anderen Buben koennten ihn sich alle zum Vorbild nehmen. Ende dieses Projekt Gutenberg Etextes Vom This, der doch etwas wird, von Johanna Spyri. *** END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK, VOM THIS, DER DOCH ETWAS WIRD *** This file should be named 7vomt10.txt or 7vomt10.zip Corrected EDITIONS of our eBooks get a new NUMBER, 7vomt11.txt VERSIONS based on separate sources get new LETTER, 7vomt10a.txt Project Gutenberg eBooks are often created from several printed editions, all of which are confirmed as Public Domain in the US unless a copyright notice is included. Thus, we usually do not keep eBooks in compliance with any particular paper edition. We are now trying to release all our eBooks one year in advance of the official release dates, leaving time for better editing. Please be encouraged to tell us about any error or corrections, even years after the official publication date. 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